Ist die ewige Hölle gerecht?

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Gibt es eine Hölle? Ist sie gerecht? Muß man sie als gerecht anerkennen, um erlöst zu werden?

Das sind 3 verschiedene Fragen, die mich im Laufe meines Lebens sehr bewegt haben. Zunächst erschien mir der Gedanke an eine (möglicherweise ewige) Hölle unerträglich. Doch ich bin sicher, daß der Teufel, Hitler oder andere Diktatoren (zumindest vorübergehend) in die Hölle kommen. Und ich glaube auch, daß Menschen, die in ihrem Leben sadistisch, brutal oder egoistisch waren und keinen Frieden mit Gott gefunden haben, leider in die Hölle kommen.

Ist die Hölle nun gerecht, weil sie eine gerechte Strafe Gottes ist, oder ungerecht, weil uns der Teufel gegen Gottes Willen hineinzieht?

Gemäß der Bibel ist Gott die letzte Instanz, und demnach wäre die Hölle gerecht: "Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer." (Römer 3,10) Konservative evangelikale Christen glauben, daß wir nur durch den unschuldigen Opfertod Jesu Christi vor der Hölle gerettet werden - wenn wir "wirklich" an Jesus glauben: "Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." (Markus 16,16)

Ich möchte betonen, daß ich die Hölle überhaupt nicht als gerecht empfinde, weder für mich noch für andere! Warum soll ein Mensch ewig gequält werden, wenn er in seinem im Vergleich zur Ewigkeit kurzen Leben mehr oder weniger schlimme Sünden begeht?

Ich kann bis heute die Hölle nicht als gerecht anerkennen. Lange habe ich vor Gott Angst gehabt und gedacht, daß ich die Hölle als gerecht empfinden müsse, um gerettet zu werden. Ich wußte ganz genau, daß ich das nie können würde und zitterte regelrecht vor Gott. Konservative evangelikale bibeltreue "wahre" bzw. "wiedergeborene" Christen hatten mir ganz klar gesagt, daß die Hölle gerecht sei - und sie hatten keinerlei Probleme dies auch für sich selbst anzuerkennen, weil sie "den heiligen Geist" hätten!

Ich jedoch wußte, daß ich sie niemals als gerecht empfinden könnte und hatte daher über 8 Jahre tiefe Angst, genau deswegen hineinzukommen.

Eines Tages sprach ich in etwa folgendes Gebet: "Herr Jesus Christus, in der Bibel steht, daß die Hölle gerecht ist. Ich kann das niemals so empfinden. In der Bibel steht aber auch, daß Du selbst dem einen Verbrecher am Kreuz vergeben hast und sogar Deinen Mördern. Bitte verzeihe mir also, daß ich die Hölle nicht als gerecht empfinden kann, das ist sicher viel weniger schlimm! Falls sie doch gerecht sein sollte, dann überzeuge mich bitte nach dem Tod!"

Das Gebet hat mir geholfen. Ich empfinde die Hölle immer noch als absolut ungerecht und habe keine Angst mehr!

Falls Sie den letzten Satz des Gebetes: "Falls sie doch gerecht sein sollte, dann überzeuge mich bitte nach dem Tod!" nicht beten können, versuchen Sie es ohne ihn.

Interessant ist es jedoch, daß manche Bibelstellen doch von "gerechten" Menschen sprechen: "Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben." (Matthäus 25,46) Also - vielleicht habe ich sie ja wirklich nicht verdient... 

 

Sehr aufschlußreich ist auch Matthäus 25, 14-30:

"14 Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; 15 dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und ging außer Landes. Sogleich 16 ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. 17 Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. 18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. 19 Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. 20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe fünf Zentner dazugewonnen. 21 Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! 22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe zwei dazugewonnen. 23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! 24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; 25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. 26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? 27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. 28 Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. 29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. 30 Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern."

Jesus lobt die treuen Knechte für Ihre Werke! Nach Auffassung der bibeltreuen Christen müßte er aber sinngemäß sagen:

"Komm her, du sündiger Knecht, der du die 5 Zentner hinzugewonnen hast. Du hast trotzdem eine ewige Folter verdient, weil du auch hier und da Fehler hast. Aber weil ich dir gnädig bin und du glaubst, daß ich dein Chef bin, kannst du bei mir bleiben!"

Das ist jedoch nicht die Botschaft dieser Bibelstelle! 

 

Und was wird so mancher "wahre" Wohlstandschrist wohl sagen oder besser schreien, wenn er vielleicht tatsächlich hineinkommen sollte - in die "gerechte" Hölle (Matthäus 25,45)?

Mittlerweile glaube ich nicht mehr an eine ewige Hölle. Siehe dazu hier!


 

Martin Wagner, 2.10.2007, letzte Änderung am 5.9.2021

 

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