- Gott ist gut, gerecht, heilig und allmächtig. So
steht es in der Bibel. In Psalm 25,8 heißt es zum Beispiel: „Der
Herr ist gut und gerecht, darum weist er Sündern den Weg.“ Oder
in Jesaja 43,1: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei
deinem Namen gerufen; du bist mein!" Und in Micha 6,8: "Es ist dir
gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich
Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem
Gott." Und im
Missionsbefehl (Matthäus 28,16) sagt uns Jesus: „Mir ist gegeben
alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern
alle Völker: taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und
des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch
befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt
Ende.“
-
- Wenn man einem heranwachsenden Embryo im Mutterleib
diese Stellen vorlesen würde, dann würde es sich mit Sicherheit
riesig auf diese Welt freuen. Doch schon beim Austritt aus der
Geborgenheit des Mutterleibes würde er eine neue Erfahrung machen: Es
gibt LEID!
-
- Schon seit Menschengedenken machen sich nicht nur
Theologen, sondern nahezu jeder Mensch Gedanken über die Frage: Warum
lässt Gott das Leid zu? Warum gibt es Kriege, Naturkatastrophen,
Hunger, Seuchen, Gewalt in den Familien und in der Gesellschaft? Wenn
Gott gut und allmächtig ist warum gibt es dann das Böse?
-
- Diese Frage hat auch einen wissenschaftlichen Namen:
Das sogenannte Theodizee-Problem. Das bedeutet „Rechtfertigung
Gottes“. Nun gibt es Menschen, die diese Bezeichnung strikt
ablehnen, da sie sagen: „Gott hat sich nicht vor uns zu
rechtfertigen, er ist heilig und ohne Sünde. Wir Menschen müssen uns
vor ihm rechtfertigen, da wir laufend seine gerechten Gebote übertreten.“
-
- Ich möchte versuchen, dem Theodizee-Problem ohne
Vorwurf an Gott nachzugehen, wobei ich gleich ganz klar sagen muß:
Eine vollständige Antwort kann auch ich nicht geben, aber ich kenne
mehrere Antwortversuche, die zum Teil dieses Problem erhellen.
-
- Zunächst möchte ich noch mal das Problem
darstellen: Wenn Gott gut ist, dann will er Leid verhindern, wenn er
allmächtig ist, dann kann er Leid verhindern. Also dürfte es kein
Leid geben, doch das Gegenteil ist der Fall. Also: Ist Gott doch nicht
allmächtig? Oder ist er nicht gut? Oder gibt es ihn in Wirklichkeit
gar nicht? Oder ist das Leid gar kein Leid sondern nur Einbildung, wie
es manche fernöstliche Religionen lehren?
-
- Selbst wenn das Leid nur Einbildung wäre, auch
eingebildetes Leid ist furchtbar. Jeder hat schon mal einen schlimmen
Traum gehabt, Folteropfer leiden immer wieder unter schrecklichen
Alpträumen, und auch ein Phantomschmerz nach einer Amputation ist
zwar „eingebildet“, aber doch vollkommen real. Also, das Leid möchte
ich hier nicht wegdiskutieren, wir alle haben es schon erlebt.
-
- Kann es dann sein, dass es keinen Gott gibt? Alle
Religionen glauben an Gott oder Götter – nur der Atheismus nicht.
Aus religiösen Darstellungen untergegangener Kulturen wissen wir,
dass jede Kultur an ihre Götter glaubte. Nur wir modernen Menschen
meinen oft, ohne Gott leben zu können. Zur Zeit der Bibel gab es ja
noch keine Autos, keine Weltraumfahrt und kein Internet – klar, dass
die damals eine Abwechslung brauchten. Aber heute – jeder normale
Mensch weiß doch eigentlich, dass es keinen Gott gibt, oder nicht?
Hat das denn nicht die Wissenschaft so bewiesen?
-
- Viele Menschen meinen, die moderne Naturwissenschaft
habe bewiesen, dass es keinen Gott gäbe. Doch dem ist nicht so. Der
Naturwissenschaftler setzt bei einem Experiment lediglich die
Nichtexistenz bzw. das Nichteingreifen Gottes bzw. übernatürlicher
Kräfte voraus, das heißt, er tut lediglich so, als ob es keinen Gott
gäbe, ohne eine Aussage darüber zu treffen, ob dem tatsächlich so
ist. Wenn man zum Beispiel einen starken Magneten auf einen
Supraleiter legt und diesen mit flüssigem Helium unter die sogenannte
Sprungtemperatur abkühlt, dann erhebt sich der Magnet und schwebt über
dem Supraleiter, ohne herunterzufallen (Meißner-Effekt). Ein Mensch,
der noch nie so etwas erlebt hat, würde an ein Wunder glauben. Doch
der Naturwissenschaftler untersucht den Effekt, findet die Antwort,
veröffentlicht sie und bekommt den Nobelpreis (Bardeen, Cooper und
Schrieffer, Physiknobelpreis 1972).
-
- Also – dann ist ja die Antwort ganz einfach: Es
gibt keinen Gott! Doch – Halt. Immer wieder lesen wir in den Medien
davon, dass Menschen einen schweren Unfall „wie durch ein Wunder“
nahezu unverletzt überlebt haben. Sollte man da das „wie“ nicht
weglassen? Und immer wieder erfahren Menschen aufs Neue, dass in der
Bibel eine tiefe Kraft steckt, die Menschen zum Positiven (leider
manchmal auch zum Negativen) verändert. Ich habe 1994 angefangen, an
Jesus zu glauben, und trotz vieler Glaubensschwierigkeiten, die ich
durchgemacht habe, ist mein Glaube immer mehr gewachsen. Und auch mein
Leben hat sich sehr verändert – ich habe eine große Freude daran
gefunden, meine Fotos, die Sie auf dieser Seite sehen, zu veröffentlichen
bzw. zu verkaufen und das Geld für die Kindernothilfe zu spenden. Und
wenn ich bete, dann spüre ich, dass Gott zuhört – immer wieder
gehen Gebete von mir und meinen Bekannten in Erfüllung (wenn auch
nicht immer). An der Existenz Gottes zweifle ich nicht mehr – obwohl
das natürlich kein Beweis ist, auch wenn ich ein Physiker bin.
-
- Also, vielleicht gibt es ja einen Gott, aber er ist
nicht allmächtig? In der Bibel steht doch auch etwas von einem Teufel
– vielleicht ist das so ähnlich wie mit den USA und der UdSSR im
kalten Krieg? Doch wer wird gewinnen? Kann es sein, dass der Teufel stärker
ist und wir eines Tages alle in die Hölle kommen?
-
- Vor dieser schrecklichsten aller Möglichkeiten habe
ich KEINE ANGST, da die Bibel eine ganz andere Sprache spricht und da
für mich die Auferstehung Jesu ein unmissverständliches Zeichen für
den Sieg Gottes über den Satan ist. In der Bibel, z.B. in Matthäus
24 oder der Offenbarung des Johannes wird allerdings beschrieben, dass
am Ende dieser Welt noch schreckliche Dinge geschehen werden – noch
mehr Kriege, Seuchen und sogar ein diktatorischer Weltherrscher, der
die Menschen dazu zwingen wird, ein satanisches Merkzeichen an die
rechte Hand oder an die Stirn zu nehmen, ohne dass sie nicht kaufen
oder verkaufen können (und vermutlich auch nicht zum Zahnarzt gehen,
Rente beziehen oder spenden können, wenn das dann noch erlaubt ist).
Wenn ich das eines Tages erleben sollte, dann wäre es für mich
bewiesen, dass der Gott der Bibel wirklich existiert - obwohl ich
diesen Beweis nicht brauche und hoffe, dass das erst lange nach meinem
Tod oder besser gar nicht eintreten wird. Doch die zunehmende Globalisierung und vor allem
die Art, wie sie durchgeführt wird (nämlich zu Lasten der Armen) ist
für mich ein Hinweis, dass es in diese Richtung gehen könnte. In der Bibel
steht weiter, dass Jesus bald nach dieser „großen Trübsal“
wiederkommen wird und dann das Reich Gottes herbeikommt (Matthäus
29-31).
-
- Auch wenn Sie sich nicht so sicher sein sollten, dass
es Gott gibt und dass er allmächtig ist, setzen wir es mal voraus.
Dann ist die nächste Frage: Will Gott das Leid verhindern? Ist er
wirklich „gut“ und „gerecht“? Oder ist er eher teilnahmslos
oder gar ein Sadist?
-
- Letzteres mit Sicherheit nicht, da in der Bibel immer
wieder die Güte und Gnade Gottes beschrieben werden. Doch was heißt
es, dass Gott „gut“ und „gerecht“ ist?
-
- Nehmen wir an, Gott sei ein Gott der unendlichen
Liebe und Güte, der keiner Fliege etwas zu leide tun könnte. Ein
neugeborenes Kind würde nie weinen müssen und keine Schmerzen haben,
und wenn es größer wird, bekommt es alle Geschenke, die es will.
Also: Eine Spielzeugeisenbahn für 2000 Euro, Modekleidung, immer den
neuesten Computer, Alkohol, Zigaretten usw. Der Sultan von Brunei soll seinen Söhnen sogar einen Airbus
geschenkt haben, mit dem sie auf dem Flughafen herumfahren konnten.
Wenn man dann langsam erwachsen wird hat man mit 12 seinen ersten Sex
mit seiner Traumfrau, heiratet sie und ist sein ganzes Leben lang glücklich
mit ihr. Man ist nie krank und auch sterben muß man nicht – man
lebt ewig. Doch – wenn alle Wünsche erfüllt werden wie im
Schlaraffenland – wäre die Welt dann perfekt?
- Ich gebe zu, dass ich mich schon öfter nach so einem
Paradies auf Erden gesehnt habe. Ich kann jeden verstehen, der das
tut. Doch sowohl in meinem Leben als auch im Leben anderer Menschen,
die ich kenne, hat sich gezeigt, dass erst nach einem schweren Leid
das Bedürfnis und er Wille entstanden, anderen Menschen in Not zu
helfen – kurz, durch das Leid, das ich erlebt habe, habe ich
angefangen, sensibler für andere zu sein.
-
- Nun kann man einwerfen, dass, wenn niemand leiden muß,
soziales Engagement ja überflüssig wäre. Das mag sein, doch schon
manch ein mit Glück und Erfolg überhäufter Mensch hat sich das
Leben genommen, weil er des Lebens überdrüssig war. Wenn wir ewig
auf dieser Welt zu leben hätten und es auch den natürlichen Tod
nicht gäbe, dann wäre ein gewaltsamer Tod unser Schicksal. Auch
jetzt kann man wieder einwenden, Gott könne ja das Leben und das Glück
so „absichern“, dass man einfach glücklich sein „muß“. Hier
auf dieser Erde hat Gott das nicht getan – dafür gibt es die Möglichkeit,
mit Jesus ewig selig zu werden. Das ist dann unbeschreiblich viel schöner
als ein Schlaraffenland mit Traumfrau, Ferrari, kostenloser
Standleitung ins Internet und Privatflugzeug nach Hawaii.
-
- Also, Leid kann unter Umständen für den Leidenden
einen Sinn haben, damit er
daran reift. Doch ist das immer so?
- Nein, es gibt auch neben der Liebe die Gerechtigkeit
Gottes, der einen Menschen irgendwann zur Rechenschaft zieht und unter
dessen Bosheit einen Schlussstrich zieht. So ist es gerecht, wenn ein
Verbrecher nach seiner Tat erwischt und verurteilt wird – er hat
eine gerechte Strafe verdient. Ob das Strafmaß, das der Richter fällt,
auch wirklich „gerecht“ ist, das ist eine ganz andere Frage.
-
- Nun gibt es Dinge in der Geschichte dieser Welt, wo
man schwerlich einen Sinn oder eine Gerechtigkeit erkennen kann. Ich
nenne z.B. schwere Erdbeben, Tschernobyl, Hiroshima, Nagasaki und -
Hitler.
- Natürlich könnte jetzt jemand einwenden
„Hiroshima, Nagasaki und Tschernobyl hatten den Sinn, dass wir
Menschen die Gefahren der Atomenergie kennenlernen und gewarnt
sind.“ Doch, was ist z.B. mit den unschuldigen Kindern, die dabei
starben? Hat Gott die Kinder geopfert, um uns zu warnen? Und bei einem
Erdbeben, wovor soll das warnen? Erdbeben entstehen ja nicht durch
menschliches Eingreifen, sondern sind natürlichen Ursprungs. Sogar
auf der Sonne gibt es Sonnenbeben!
-
- Und schließlich – Hitler? Hat sich hier nicht die
Hölle auf Erden offenbart? Wie kann ein gnädiger und gütiger Gott
so etwas zulassen -
ausgerechnet gegen die Juden, sein Volk?
-
- Eine wirkliche Antwort hierauf kann ich nicht geben.
Ich möchte aber ein Erlebnis von Elie Wiesel (Betonung hinten, also
Wiesél) wiedergeben, das er im KZ erlebt hat.
-
- Im KZ wurden zwei Männer und ein Junge an einen
Galgen gehängt, weil sie etwas Verbotenes getan hatten. Die Gefängnisinsassen
mussten das mit ansehen. Elie Wiesel hörte einen Mann hinter sich
fragen: „Wo ist Gott?“ Dann mussten die Gefangenen andere Dinge
tun und nach einiger Zeit zum Galgen zurückkehren. Die beiden
schweren Männer waren schon tot, aber der leichte Junge kämpfte
immer noch den Todeskampf. Wieder hörte Elie Wiesel den Mann fragen:
„Wo ist Gott? Wo ist er?“ Darauf hörte Wiesel eine Stimme in
sich: „Dort – dort hängt er! Am Galgen!“
-
- Es gibt Menschen, die sagen, die beiden Weltkriege
seien eine Strafe Gottes für unsere Sünden gewesen. Doch – in den
Kriegen wurde doch noch mehr gesündigt, und ausgerechnet Deutschland,
das hauptschuldig an diesen Kriegen war, ist daraus wirtschaftlich als
großer Sieger hervorgegangen (zumindest der Westen). Ich persönlich
halte daher von dieser Erklärung eher wenig. Und wenn Seuchen und
Erdeben eine Strafe Gottes sind, warum erkranken dann unschuldige
Rinder an BSE und Vögel an Vogelgrippe und warum bebt es dann auch
auf anderen Himmelskörpern, z.B. dem Mond?
-
- Ich möchte noch ein Beispiel geben: Nehmen wir an,
ein Ehemann betrügt seine Frau und schläft mit einer anderen und
infiziert sich mit AIDS. Dann kann man, wenn man streng ist, dies als
einigermaßen „gerecht“ empfinden. Wenn aber dann die Ehefrau auch
noch AIDS kriegt und aidskranke Kinder bekommt, dann hat das mit
Gerechtigkeit nichts mehr zu tun.
-
- Nun kann man sagen, wir Menschen haben einen freien
Willen und können uns frei entscheiden, ob wir Gutes oder Böses tun
wollen. Das beinhaltet, dass wir auch Schuld an anderen Menschen oder
Tieren haben, denen dann Unrecht widerfährt. Das Leid ist also der
Preis für die Freiheit zur Sünde des Menschen, die er nach der Bibel
im Paradies mißbrauchte (auch wenn ich mir noch nicht so ganz sicher
bin, wie wörtlich ich diese Stelle nehmen soll). Doch auch da gab es
schon das Böse – in Gestalt der Schlange, des Teufels. Dieser soll,
so deuten es einige Bibelstellen und jüdische Erzählungen an, im
Himmel gegen Gott rebelliert haben und sei deshalb verdammt worden.
-
- Wenn wir schon Probleme mit dem Leid dieser Erde
haben, dann werden sie jetzt noch größer: Es gibt nicht nur Glück
und Leid hier auf Erden, sondern auch die ewige Seligkeit und die
ewige Verdammnis nach dem Tod (Matthäus 27, 31-46, Matthäus 7,
13+14, Johannes 3, 16). Mir hat der Gedanke, dass Menschen in die Hölle
kommen, jahrelang große Probleme gemacht und ich habe sehr mit Gott
gerechtet – doch es hat nichts genützt. Ich wollte Gott überzeugen,
dass eine Ewigkeit ohne Hölle viel schöner sei als eine Ewigkeit
mit. Doch ich spürte, dass das nichts nützte. So belasse ich es
damit, dass ich Jesus für meine Sünden als Erlöser annehme, für
andere bete und einen Teil meiner Freizeit damit verbringe, anderen in
Not zu helfen, auch wenn ich nur einen kleinen Teil des Leides um mich
herum lindern kann und keine perfekte Antwort darauf habe, warum es
das Leid gibt.
-
- Martin
Wagner, 7.2.2004, geändert am 14.8.2012, 16.10.2013 und 26.6.2015
-
Anmerkung 9.8.2009 - 26.6.2015: Mittlerweile bin ich zur
Überzeugung gelangt, daß Menschen, die einigermaßen aufrichtige
Christen sind, sofort nach dem Tod selig werden und nur in einer Art
Lebensrückschau wie in den Nahtodeserfahrungen
ihre bösen Taten sehen müssen. Ebenso glaube ich, daß Menschen, die
nicht explizit an Jesus glauben aber liebevolle Menschen (auch aus
anderen Religionen) sind und wenig Schuld haben, diesen direkten Weg in
den Himmel gehen. Bis zum Tod unerlöste Menschen,
vor allem Okkultisten (die somit die Sünde wider den Heiligen Geist
begehen) kommen meiner Meinung nach in eine "begrenzte Hölle" und werden
irgendwann ganz vernichtet. Ich glaube auch, daß als letzter der Teufel ebenso ganz vernichtet wird - wenn er
besiegt ist! Dann wird Gott sein "alles
in allem" 1. Korinther 15,20-28!
Bitte lesen Sie
unbedingt auch: Lösung des
Theodizeeproblems
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