Glaube und Wissen

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"Glauben tut man in der Kirche" sagte einer unser Lehrer manchmal, wenn ein Schüler auf eine seiner Fragen mit "Ich glaube..." antwortete. Wenn ich als Physiker von meinem Glauben erzähle, sind manche Leute auch überrascht, daß ein Wissenschaftler überhaupt an Gott glauben kann. Es gibt das weit verbreitete Vorurteil, daß Glaube und Wissenschaft unvereinbar seien, sagt man doch schließlich: "Glauben heißt: nicht wissen".

Wenn von Theologie ( = Lehre von Gott) die Rede ist, wird oft angemerkt, das sei ja eigentlich gar keine Wissenschaft. Schließlich könne man Gott ja nicht beweisen. Trotzdem zählt man die Theologie zu den Wissenschaften, und zwar zu den Geisteswissenschaften. Die Physik, die Chemie und die Biologie sind hingegen Naturwissenschaften, da sie beobachtbare Vorgänge in der Natur beschreiben und zu erklären versuchen. Ich war ganz erstaunt, als uns ein Lehrer einmal sagte, daß die Mathematik gar keine Naturwissenschaft sei! Sie sei eine Geisteswissenschaft, da sie auf Definitionen beruhe. So ist 1 + 1 nicht zwangsläufig gleich 2 sondern kann mitunter auch 10 ergeben! Wäre dem nicht so, könnten Sie diesen Text jetzt nicht lesen, da der Computer im sogenannten Binärsystem (Bi = zwei) rechnet. Dort gibt es nur Einsen (Strom fließt) und Nullen (Strom fließt nicht). Zählt man im gebräuchlichen Dezimalsystem 1,2,3,4,5,6,7,8... , so lautet dies im Binärsystem 1, 10, 11, 100, 101, 110, 111, 1000... Bei der Aussprache werden dabei die Einsen und Nullen stets individuell genannt, um Verwechslungen zu vermeiden, also: Eins, Eins Null, Eins Eins, Eins Null Null usw.

Oft wird in populärwissenschaftlichen Berichten irgend eine neue Theorie verbreitet, und dies erweckt dann rasch den Anschein, das sei nun "wissenschaftlich bewiesen". Andererseits gibt es zu einer wissenschaftlichen Studie oft Gegenstudien, die der ersten widersprechen. Ganz so sicher scheinen sich die Wissenschaftler also wohl doch nicht immer zu sein.

In der Tat muß man zwischen Hypothesen, Theorien und gesichertem Wissen unterscheiden. Eine Hypothese ist eine Vermutung, die sich kaum auf Anhaltspunkte stützen kann. Eine Theorie ist schon mit einigen mehr oder weniger aussagekräftigen Experimenten oder Hinweisen abgesichert, während gesichertes Wissen in aller Regel von keinem seriösen Wissenschaftler mehr ernsthaft angezweifelt wird.

Ich möchte einige Beispiele anführen: Lange Zeit war es völlig offen, wie häufig Planeten, deren Existenz als Voraussetzung für Leben gilt, in unserem Universum sind. Es gab die Hypothese, daß Planeten sehr selten seien, da zu deren Entstehung kurz hintereinander zwei Supernovae (sprich: Supernovä) in relativ nahem Abstand zueinander explodieren müßten. Eine Supernova ist ein sterbender Stern, der seine Materie in einer gewaltigen Explosion ins Weltall schleudert. Diese solle dann von einer zweiten Schockwelle zu Klumpen verdichtet werden, aus denen sich Planeten bilden.

Seit einigen Jahren haben Astronomen nun in unserer "näheren" Umgebung (einige -zig Lichtjahre) definitiv Planeten entdeckt. Man hat sie zwar nicht direkt in Teleskopen gesehen, aber indirekt konnte ihre Existenz zweifelsfrei nachgewiesen werden, und zwar über die Beeinflussung ihres Zentralsterns durch die Schwerkraft. Der Stern "wackelt" nun periodisch hin und her, was man über sein Spektrum nachweisen kann. Es muß also Planeten geben, die an ihm zerren. Genauso könnte ein Lichtjahre weit entfernter Astronom Planeten um unsere Sonne nachweisen. Die Existenz von "extrasolaren" Planeten (also von Planeten außerhalb des Sonnensystems) gilt mittlerweile als gesichertes Wissen, auch wenn man sie bisher noch nicht direkt beobachten konnte.

Ob es nun auf solchen Planeten Leben gibt, ist noch nicht sicher. Es gibt Wissenschaftler, die sagen, Leben sei an so viele Bedingungen geknüpft, daß die Existenz einer zweiten Erde irgendwo im Universum extrem unwahrscheinlich sei, während andere sagen, daß bei rund 100 Milliarden Sternen in unserer Milchstraße (Galaxis) und vielleicht 100 Milliarden Galaxien im Universum die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch sei. Doch selbst wenn es Leben geben sollte - bis ein Funksignal mit Lichtgeschwindigkeit von einer Zivilisation zur anderen gelangt, ist eine vielleicht bereits untergegangen. Doch wer weiß schon, ob manche Zivilisationen Naturgesetze kennen, die die Grenze der Lichtgeschwindigkeit überwinden?

Ein anderes Beispiel sind die Sonnenflecken. Lange galt die Sonne als göttliches Gestirn und hatte absolut rein und jungfräulich zu sein. Als nun erstmals in kleinen Teleskopen Sonnenflecken entdeckt wurden (was viele Beobachter mit dem Augenlicht bezahlten), kam dies einer Gotteslästerung gleich. Heute können wir Sonnenflecken mit Teleskopen und Satelliten genau beobachten, sie sind völlig entmystifiziert. Ähnlich war es bei der Entdeckung der Jupitermonde, bei der Entdeckung der ersten Meteoritenfälle und natürlich bei Galileis Erkenntnis, daß unsere Erde sich mitsamt der anderen Planeten um die Sonne bewegt. Alle diese früher absolut "verbotenen" Dinge sind heute völlig selbstverständlich.

Doch wie ist es nun mit dem Glauben? Da betreten wir eine völlig andere Welt. Auch wenn es schon oft versucht wurde, die Existenz Gottes zu beweisen, einen unumstößlichen Beweis gibt es nicht. Jeder muß im Laufe seines Lebens selber zu seinem Gottesbild finden, und sei es der (für mich völlig nachvollziehbare) Glaube, Gott existiere nicht.

Begibt sich ein Mensch auf die Suche nach Gott und fragt andere Gläubige, so wird er vielen verschiedenen Ansichten und Gottesbildern begegnen - leider oft mit der festen Überzeugung vorgebracht, sie seien unumstößliche Wahrheiten. Das ist nun ein wesentlicher Kritikpunkt am Glauben, nach dem Motto: Wenn es denn nun Gott wirklich geben sollte, warum schenkt er dann nicht wenigstens allen Gläubigen die einzig wahre Erkenntnis? Für viele ist das ein Grund, nicht zu glauben. Doch wer einmal tief in sich gespürt hat, daß es nach dem Tod nicht einfach "aus" ist sondern daß es nach dieser Welt eine (ewige) zweite gibt, der läßt sich in der Regel davon nicht abschrecken. Jesus vergleicht das mit einem Mann, der eine kostbare Perle in einem Acker findet: Er verkauft seinen ganzen Besitz, um den Acker mit der Perle zu erwerben. Auch wenn mich dieser Vergleich absolut nicht überzeugt (ich mache mir aus Schmuck wirklich gar nichts, und meine Traumfrau wäre völlig ungeschmückt), so empfinde ich es doch auf eine ähnliche Weise: Die Frage nach der Ewigkeit ist so unendlich bedeutsam, daß ich mich einfach mit ihr beschäftigen muß!

Ich vergleiche es mit einem Traum: Wer von uns würde ein ganzes Leben in Armut in Kauf nehmen, nur um eine Nacht einen wunderschönen Traum zu haben? Und wer würde nicht bereit sein, eine Nacht lang einen grauenhaften Alptraum zu träumen, wenn er danach ein Leben lang wunschlos glücklich wäre? Doch wenn es um die Ewigkeit geht, ist das Verhältnis nicht 12 Stunden zu 75 Jahren (1: 50 Millionen), sondern 1: unendlich! Und trotzdem verschließen viele ihre Augen vor dieser Frage - für mich absolut unverständlich!

Nun soll aber keineswegs der irrige Eindruck erweckt werden, Christen müssen stets leiden und "Ungläubige" hätten es immer gut. Auch wenn Christen scheinbar mehr leiden (sie sollen sich nicht besaufen, nicht rauchen, nur mit ihrer Ehefrau schlafen, ihren Glauben bekennen, spenden, in der Bibel lesen, in die Kirche gehen...) (Gott vergibt uns auch, wenn wir das nicht immer können, wenn er sieht, daß unsere Bekehrung im Grunde ehrlich ist) und Nichtgläubige "alles" dürfen, so kommen Christen mit dem Leid, was sie nun einmal erdulden müssen, meist eher zurecht, weil sie vielleicht einen Sinn darin sehen können und in jedem Fall die Aussicht auf die Ewigkeit haben. Außerdem dürfen sie Gott zu jeder Zeit um seinen Beistand bitten, auch wenn er manchmal leider lange auf sich warten läßt.

Doch wenn man nun die Bibel als Grundlage nimmt, was können wir "wissen" und was müssen wir "glauben"?

Gesetzt der Fall, Gottes Aus- und Zusagen in der Bibel sind war, so gibt es Dinge, die wir "wissen" dürfen (bzw. müssen) und solche, die mehr oder weniger "offen" sind - so zum Beispiel die Frage, ob es außer uns noch woanders Leben gibt oder nicht. Oder ob unsere Haustiere, die wir lieben, auf ewig in den Himmel kommen (in die Hölle ganz sicher nicht!). 

Klipp und klar steht jedoch in der Bibel, daß unser menschliches Leben zwar hier auf der Erde begrenzt ist, daß es aber nach dem Tod ewig weitergeht und wir Gott dafür Rechenschaft schuldig sind. Das Kriterium dafür ist die Liebe zu anderen Menschen (und sicher manchmal auch Tieren), wie es in Matthäus 25,40 heißt: "Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." Und weil kein Mensch dem vollständig gerecht werden kann, gibt uns Gott die Möglichkeit der Vergebung: "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn dahingab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Johannes 3,16)

 

Martin Wagner

geändert am 23.12.2002, 7.9.2003 und 21.1.2006

 

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