Sonntag oder Sabbat?

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Im Jahre 1993 arbeitete ich vorübergehend als Werkstudent in München. Da ich mich damals schon auf der Suche nach dem "richtigen" Glauben befand (und da ich hoffte, dort vielleicht eine nette Freundin zu finden) begab ich mich an einem Sonntag zum Abschlußgottesdienst des evangelischen Kirchentages ins Olympiastadion. Wenn auch aus der Freundin mal wieder nichts wurde, so nahm ich einige Informationsbroschüren unterschiedlicher Gruppen mit, die ich zum Teil las, zum Teil einfach aufhob.
Anderthalb Jahre später, ein paar Wochen, nachdem ich Jesus gebeten hatte, daß er mein Erlöser ist und mir meine Schuld vergibt, fand ich diese Schriften wieder und las sie begierig. Doch ein Flugblatt machte mir Angst: Schon auf der Titelseite standen Worte wie "Erdbeben", Naturkatastrophen", "Krieg" usw. Doch nicht das war es, ich war ja mittlerweile wie die meisten von uns gegen diese Schrecknisse innerlich irgendwie abgestumpft, weil sie sich ja in aller Regel nicht bei uns ereignen. Nein, in dem Artikel wurde - haarklein mit unzähligen Bibelstellen belegt - "bewiesen", daß der Papst der Antichrist sei, daß alle, die den Sonntag und nicht den Samstag als heiligen Tag hielten, ausnahmslos in die Hölle kämen, und daß der Weltuntergang nahe sei. Es war zwar nicht so sehr die Sache mit dem Weltuntergang, sondern vor allem das Problem mit dem Sabbat, doch dieser Tag war für mich der Anfang einer langen Glaubenskrise, die ich erst nach Jahren (!) - auch durch Gespräche mit mehreren kompetenten Pfarrern - überwand. 
Das Problem mit dem Sabbat ist eine Frage, die in meinem Glauben mittlerweile keine Rolle mehr spielt. Doch da ich weiß, daß derartige Flugblätter immer wieder verteilt werden, und sicher manche empfindliche Menschen in Angst versetzen, und da solches Gedankengut auch im Internet verbreitet wird, so möchte ich mich diesem Thema widmen.

Es gibt eine religiöse Gruppe, für die der Sabbat eine wichtige Rolle spielt: Die Adventisten. Diese sind in mehrere Fraktionen gespalten, alle halten den Sabbat, da in den 10 Geboten steht "Gedenke des Sabbattages, daß Du ihn heiligest" (2. Mose 20, 8). Mit dieser Auffassung habe ich keine Probleme. Eine kleine radikale Fraktion behauptet, man muß den Sabbattag heiligen, und wer am Sonntag zur Kirche geht, der fährt zur Hölle. Diese radikale Fraktion, die auch von den übrigen Adventisten mit Distanz betrachtet wird, ist aus meiner Sicht eine Sekte.

Zunächst zur "Theologie" dieser Sekte: Sie behauptet unter anderem, der Papst sei der Antichrist und das "Merkzeichen des Antichristen" sei die Heiligung des Sonntags, das Merkzeichen Gottes hingegen die Heiligung des Samstags. (Anmerkung: Ich sehe auch viele Fehler beim Papst (Dogmen!), aber ich halte ihn nicht für den Antichristen). Es gab in dieser Strömung eine "Prophetin", die das Sabbatgebot in einer Vision vor den anderen hervorleuchten sah und ihm eine besondere Bedeutung zumaß.

Nun möchte ich auf den Begriff "Malzeichen des Antichristen" oder "Merkzeichen des Tieres", englisch "Mark of the Beast", eingehen. Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes, finden sich in Kapitel 13, 16-18 folgende Verse über eine Weltmacht, die als "Tier" bezeichnet wird:

"Und es macht, daß sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig."

Das "Malzeichen" wird unter anderem noch in Offenbarung 16,2 und Offenbarung  14,9-11 erwähnt:

"Und der erste (Engel) ging hin und goß seine Schale aus auf die Erde, und es ward ein böses und arges Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten." (Offenbarung 16,2)

"Und ein dritter Engel folgte ihnen nach und sprach mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand der soll von dem Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch, und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild, und wer das Malzeichen seines Namens annimmt."  (Offenbarung 14,9-11).

Man sieht schnell, daß dieses Merkzeichen eine absolut entscheidende Bedeutung haben wird! Wenn nun eine Gruppe behauptet, der Sonntag sei dieses Merkzeichen, so möchte ich dem mit der Bibel begegnen.

Zunächst heißt es in der Offenbarung, das Zeichen werde an die rechte Hand oder an die Stirn genommen. Dies ist eine Nachäffung der orthodoxen Juden, die Gebetsriemen an diesen Stellen haben. Die erwähnte Sekte nimmt diese Stelle symbolisch, da man mit der Stirn denkt und mit der Hand handelt. Ich jedoch bin fest überzeugt, daß dieses Merkzeichen wirklich an die rechte Hand oder an die Stirn angenommen wird. Ob es sich dabei um Chips handelt, die sich Menschen für den E-Commerce und anderes unter die Haut spritzen lassen, oder ob es ein Symbol einer ferneren Zukunft ist, vermag ich derzeit noch nicht zu sagen.
 
Hat Jesus eigentlich dem Sabbatgebot höchste Priorität beigemessen? Nein, im Gegenteil! Jesus hat am Sabbat "verbotenerweise" geheilt (Lukas 13, 10-17, Johannes 5, 1-18 und andere) und seine Jünger haben Getreide gegessen (Matthäus 12, 1-8; "Des Menschen Sohn ist auch ein Herr über den Sabbat"), und von ihm stammt der klare Satz "Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbats willen." (Markus 2, 27).
 
Außerdem wird Jesus in Matthäus 19, 16-20 auf die Gebote angesprochen: "Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben? Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich über das, was gut ist? Gut ist nur einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: "Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter" und: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!" Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten, was fehlt mir noch? Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, und folge mir nach!" Da steht nichts vom Sabbat!
 
Sollte Gott heute die Frage, ob wir ihn am Samstag oder Sonntag anbeten, als Entscheidung für Himmel oder Hölle stellen? Warum soll das, was Jesus den Pharisäern damals vorwarf, heute nicht mehr gelten? Pharisäer sind nicht, wie ich es als Kind dachte, historische Gestalten, die vor 2000 Jahren ausgestorben sind, sondern sie gibt es noch heute. Und ich meine, auch wenn es manch einen verletzen sollte, nicht nur in dieser Sekte, sondern in (fast?) jeder Konfession! Nur mit dem Unterschied, daß jeder seine ganz persönliche Lieblings-Bibelstelle pharisäisiert.

Falls ich mich irren sollte und der Sonntag tatsächlich das erwähnte Merkzeichen ist: Wenn eines Tages die Zeit kommen sollte, wo man weder kaufen noch verkaufen kann oder sogar getötet wird, weil man eine religiöse Führungspersönlichkeit nicht anerkennt, die den Sonntag vorschreibt (Offenbarung 13), so kann man erkennen, daß der Sonntag das Merkzeichen ist. Wenn man aber ohne implantierten Chip oder ein anderes materielles Merkzeichen weder kaufen noch verkaufen kann (was ich für plausibler halte) so merken wir es ebenfalls. Dann haben wir uns zu entscheiden.

Ich möchte es noch mal ausdrücklich betonen: Ich habe keinerlei Probleme mit Adventisten und anderen, die am Sabbat in die Kirche gehen! Wer aber sagt, daß diejenigen, die am Sonntag in die Kirche gehen, verdammt werden, muß sich meine Kritik gefallen lassen.

 

Martin Wagner, 29.4.2005, letzte Änderung 14.11.2005

 

 

 

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