Einige Möglichkeiten, die Unwahrheit zu sagen, ohne zu lügen

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"Du lügst!" haben wir uns vielleicht schon das eine oder andere Mal sagen lassen müssen, obwohl wir uns vielleicht nur versprochen oder geirrt haben. Man sollte vorsichtig sein, einem anderen Menschen gleich eine Lüge zu unterstellen, da es diesen sehr verletzen kann. Daher möchte ich an dieser Stelle aufzeigen, was für Möglichkeiten, die Unwahrheit zu sagen, es sonst noch so gibt.

 

Die Lüge - wie ist sie definiert? Wenn wir etwas falsches sagen? Also, vielleicht haben wir ja gedacht, es stimmt. Dann war es nur ein Irrtum. Doch auch Irrtümer können folgenschwer sein - wie oft ist schon ein Unschuldiger hingerichtet oder einem Patienten das falsche Bein amputiert worden!

Nun ja, und dann gibt es noch den Versprecher. Da sagen wir auch etwas falsches, aber meistens merken wir das von selbst. Das ist dann in der Regel nicht ganz so schlimm und manchmal vielleicht sogar ganz witzig. Und ab und zu offenbart es auch einen Teil der Wahrheit - beim Freudschen Versprecher, wenn der Redner etwas ganz bestimmtes partout nicht sagen will und es erst recht sagt und sich damit offenbart, nach dem Motto: "Herr Richter, ich schwöre jetzt meinen Meineid".

Also, wenn wir nun mit Absicht etwas falsches sagen, dann ist es bestimmt eine Lüge, oder nicht? April, April! Ja, man kann auch einen Scherz machen. Doch der sollte dann als solcher erkennbar sein, sonst ist der Übergang zur Lüge fließend.

Und dann gibt es noch die Übertreibung: "Ich habe Dir schon tausendmal gesagt, daß Du nicht mit vollem Mund sprechen sollst!" In Wirklichkeit waren es dann vielleicht nur 10 oder 20 Mal.

Dem eng verwandt ist die Verallgemeinerung: "Du läßt immer die Türen offen, wenn es kalt ist!" oder "Du tust nie das, was ich Dir sage!" Das verletzt auch!

Manchmal ist ein Satz auch ironisch gemeint: "Das war aber jetzt sehr intelligent von Dir!" Wir meinen dann genau das Gegenteil, und der Angesprochene weiß das auch ganz genau.

Und dann, ja, dann gibt es noch das Zitat: "Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!" War das eine Lüge? Nein, das war Honecker. Und gleichzeitig einer der größten Irrtümer der Deutschen Geschichte... 

Und doch hatte Honecker recht: Den Sozialismus haben weder Ochs noch Esel aufgehalten, sondern die mutigen Menschen der ehemaligen DDR, die auf den Montagsdemonstrationen unter Einsatz ihres Lebens Parolen wie "Freie Wahlen", "Privilegien für alle" oder "Deutschland, einig Vaterland" gerufen haben. Und letzteres war auch wieder ein Zitat - nämlich aus der Nationalhymne der DDR.  So kann ein Wunsch manchmal ganz anders in Erfüllung gehen, als man das gedacht hat - wie beim Orakel von Delphi. 

Das repräsentiert eine weitere Form der Nicht-Lüge: Die Doppeldeutigkeit. "Wenn Du den Fluß Halys überschreitest, wirst Du ein großes Reich zerstören" hatte das Orakel Krösus, dem König von Lydien, prophezeit. Darauf zog er siegesgewiß in den Krieg gegen die Perser und zerstörte in der Tat ein großes Reich - sein eigenes!

A propos Siegesgewißheit: "Wir werden die Wahl gewinnen!" hört man vor jeder Wahl von Politikern aller Couleur. Das nennt man dann Zweckoptimismus. Oder wer glaubt schon ernsthaft, daß die F.D.P. wirklich den Bundeskanzler stellen wird?   

 

 

Martin Wagner, 27.7.2002,

ergänzt am 3.8.2002

 

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