Muß man die Bibel wörtlich glauben?

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„Die Bibel ist nur von Menschen geschrieben“ – diesen Satz hört man immer wieder. „Die Bibel ist das Wort Gottes“ – das glauben die bibeltreuen Christen. „Die Bibel ist doch voller Widersprüche!“ entgegnen wiederum Bibelkritiker. Kann man wirklich alles glauben, was in der Bibel steht? Oder muß man sie interpretieren?
 
Ich selber habe die Bibel schon zweimal am Stück gelesen, das neue Testament dreimal. Die vier Evangelien und die Johannesoffenbarung habe ich sogar auf französisch gelesen. Mit einigen Büchern der Bibel, vor allem den Evangelien, Daniel und der Offenbarung, habe ich mich sehr intensiv beschäftigt. Und immer wieder bin ich auf Widersprüche gestoßen, oder auf Dinge, die ich mir beim besten Willen nicht erklären kann. Und dann gibt es Christen, die sagen, die Bibel sei Wort für Wort wahr. Wenn ich ihnen dann einen Widerspruch nenne, erzählen sie mir meistens irgendeine Theorie, manchmal nachvollziehbar, manchmal nicht. Und wenn alles nichts hilft, dann heißt es: „Das wird uns Gott alles in der Ewigkeit offenbaren!“
 
Und dann gibt es auch noch Christen, die sagen, man muß die Bibel wortwörtlich glauben, sonst käme man in die Hölle!
 
Was stimmt nun?

Ich stelle mal typische bibeltreue und "unbiblische" naturwissenschaftliche Auffassungen gegenüber:

 

bibeltreu

Die Welt wurde vor ca. 6000 Jahren in 6 Tagen von Gott erschaffen.

Die Sintflut hat die ganze Erde bedeckt, nahezu alles Leben auf der Erde wurde durch sie vernichtet und nur die Tiere, die Noah in die Arche nahm, sowie Noah mit seiner Familie überlebten. Von ihnen stammt alles heutige Leben ab.

Jesus hat Wunder getan.

Jesus ist auferstanden, er kann Sünden vergeben, er wird wiederkommen und den Menschen das Reich Gottes bringen.

 

naturwissenschaftlich

Die Welt ist Milliarden Jahre alt und durch Zufall (bzw. den Urknall) entstanden.

Es gibt aus vielen Kulturen zahlreiche Sintflutsagen, welche bezeugen, daß es weltweit mehrere Sintfluten gegeben hat. Die biblische ist eine davon. Die Sintflut hat aber nicht die gesamte Erde bis zum Mount Everest bedeckt.

Wunder gibt es nicht.

Jesus ist tot, Sünden sind psychologisch zu erklären und die Welt wird sich evolutionistisch weiterentwickeln.

 

(Ich selber glaube aus beiden Bereichen manche Dinge, andere nicht).

Viele Christen vertreten die Auffassung, daß man die biblischen Widersprüche erklären kann. Ich möchte mal hier ein paar Beispiele von modernen Widersprüchen bringen, die ich dann aufkläre:

Ich mache als Amateur-Astronom auch Bilder von Planeten, z.B. dem Jupiter. Nehmen wir an, ich würde ein Astronomie-Buch schreiben und auf Seite 51 würde stehen "der Jupiter ist ca. 10 mal größer als die Erde und die Sonne ist ca. 10 mal größer als der Jupiter, also ist die Sonne ca. 100 mal größer als die Erde.". Auf Seite 52 würde stehen: "Der Jupiter ist ca. 1000 mal größer als die Erde, und die Sonne ist ca. 1000 mal größer als der Jupiter, also ist die Sonne ca. 1000.000 mal größer als die Erde."

Was stimmt?

Jeder vernünftig denkende Mensch würde sofort sagen: Widerspruch!

Jupiter mit Mond Ganymed

 

Dieser vermeintliche Widerspruch läßt sich jedoch einfach auflösen:

Wenn man die Erde wie in einer Perlenkette aufreihen würde, würden ca. 10 Erden in den Jupiter hereingehen. Etwa 10 Jupiter würden in die Sonne hineingehen, also ca. 100 Erden würden in die Sonne hineingehen (Genau gehen 109 Erden in die Sonne). Anders ausgedrückt: Der Durchmesser des Jupiters ist etwa 10 mal so groß wie der Erddurchmesser, der Durchmesser der Sonne ca. 10 mal als der des Jupiters und ca. 100 mal größer (genau: 109 mal) als der der Erde. Wenn man aber die Volumina betrachtet, dann ist das Volumen des Jupiters rund 1000 mal (10 mal 10 mal 10) größer als das der Erde und das Volumen der Sonne ca. 1000 mal größer als das des Jupiters, also ca. 1 Million mal größer als das der Erde. Widerspruch gelöst!

Ein Vater hat einen kleinen Sohn und bringt ihm den Umgang mit dem Computer bei. Der Sohn macht sich in Abwesenheit des Vaters an den Rechner und auf einmal tut gar nichts mehr. Der Sohn geht zur Oma und sagt: "Oma, der Computer ist abgestürzt!" Die Oma fällt ins Koma.

Ein Kind hilft seinen Eltern im Garten. Die Mutter bittet es, dem Vater ein kleines Töpfchen mit Erde zu bringen. Doch das Kind ist tollpatschig und schüttet die Erde in seine Hand. Es ruft: Mama, ich habe die ganze Erde in meiner Hand! Die Mama ruft mit dem Handy den Psychiater an und sagt: "Mein Kind ist größenwahnsinnig!" Darauf der Psychiater: "Nein, es ist psychotisch. Geben Sie ihm 5 mal täglich 100mg Psychotoxazol!"

Und mit diesem Beispiel möchte ich die Sintflut angehen! In 1. Mose 6, 17 sagt Gott: "Ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen."

Doch das hebräische Wort "äräts" für "Erde" bedeutet nicht nur die Welt als ganzes sondern manchmal auch einfach nur "Land". Eine richtige Übersetzung lautet also: "Ich will eine Sintflut kommen lassen über das ganze Land, zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel (dieses Landes). Alles, was in diesem Land ist, soll untergehen."

Mit "Land" ist das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris gemeint, wie es in 1. Mose 2, 14 steht. Und hier vereinigen sich Bibel und Naturwissenschaft vortrefflich: Es gibt hunderte Sintflutsagen auf der ganzen Welt. Die biblische Sintflut war daher ein weltumspannendes Ereignis. Eventuell ist die durch einen gigantischen unterseeischen Vulkanausbruch, eventuell durch einen Asteroiden- oder Kometeneinschlag im Meer ausgelöst worden. Es war aber sicher nicht so, daß die Eisbären und Pinguine in die Arche Noah gewatscht sind. Und Noah hatte sicher auch nicht Millionen Insektenarten in seiner Arche, sondern eben die Tiere, die es im Zweistromland gab.

 

Ich glaube auch nicht, daß man das Wort "Tag" in der Schöpfungsgeschichte mit "24 Stunden" übersetzen sollte, sondern daß es 6 Zeiträume waren. Ich glaube auch, daß Jesus Wunder getan hat. Wie oft heißt es bei einem schweren Unfall: "Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt!" Sollte man das "Wie" nicht lieber weglassen?

Daß Jesus Sünden vergeben kann, kann man nicht wissenschaftlich beweisen, aber fühlen, wenn man ihn im Gebet darum bittet. Und daß er wiederkommen wird, dürften wir, so schätze ich rein gefühlsmäßig, noch in diesem Jahrhundert miterleben.

Nun möchte ich aber auf die Eingangsfrage zurückkommen: Muß man alles wortwörtlich glauben, was in der Bibel steht?

Antwort: Von welcher Übersetzung sprechen wir? Von einer der vielen deutschen, irgendeiner französischen, einer englischen oder welcher? Und auch der Originaltext bedarf der Auslegung.

Wer wörtlich glaubt, die Sintflut habe alle Berge bis zum 8848m hohen Mount Everest bedeckt hat ein Problem. Wo kam das Wasser her, wo floß es hin? Und es wird in der Bibel beschrieben, daß das Wasser nur knapp über dem Berg Ararat stand, der sicher nicht so hoch war wie der Himalaya. Und so gibt es viele Bibelstellen, die, wenn man sie wortwörtlich glaubt, einen in die Irre führen. Manch ein bibeltreuer Christ wird sich im Himmel wundern, was er in seiner Naivität alles wortwörtlich geglaubt hat! Und wenn er hier auf dieser Erde behauptet, man muß alles wortwörtlich glauben, um gerettet zu werden, dann könnte es sein, daß er sich eventuell seine sicher geglaubte Fahrkarte in den Himmel verspielt. Denn was ist, wenn er etwas wortwörtlich glaubt, was aber so nicht stimmt?

 

Martin Wagner, 2.10.2006, letzte Änderung am 9.4.2016

 

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